53, bitte um net(t)iquette, zoom
Die älteren arbeitsuchenden haben teils mit hörproblemen dahingehend zu kämpfen, dass man entweder schlecht hört (infolge abnutzung) oder - speziell bei verwenden eines hilfsgerätes - auf hohe frequenzen empfindlich ist. Nun haben wir in gut 2 jahren zoom die erfahrung gemacht, dass es zooms mit offiziellem, gepflegtem vortragscharakter gibt, wo die TN teils sogar von vornherein automatisch stumm geschalten sind, oder gebeten werden, das mikro zu „mute“n - stummzuschalten, wenn sie grad nicht reden. In niederschwelligeren treffen mit stammtisch- oder plaudercharakter ist dies leider nicht der fall und diverse rüpelhaftigkeiten, wie reinschneuzen, niesen, reinhusten, weil man ja eh grade keine ansteckung riskieren kann im distanten zoom - haben gesellschaftscharakter. Es scheint kaum wer zu bedenken, dass man direkt ins mikro aus nächster distanz ungeniert reinhustet, niest etc - und damit allen TN rücksichtslos in die ohren schießt. Sorry aber manche TN drehen uns da durch, das ist wie wenn man unentwegt revolverschießt, oder so ähnlich. Wenn sich runden zu gut sind, die rücksichtnahme auf solche details von vornherein einzufordern, sind wir leider nicht mehr dabei. Inhaltlich nach wie vor - wie wir können auf ganzer linie; aber nur mit der für zoom gebotenen netiquette. Tipps daher für konferenzen außen: husten weg vom mikro in die armbeuge dämpfen; oder das mikro überhaupt ausschalten. Das geht bei zoom sogar am handy.
49B Hartmut, Museumsaufseher
episode9; Hartmut hatte bis Ende 30 eine wechselvolle Karriere von fahrender Verkäufer der geschützten Werkstätten, bis zum Masseur, aber auch Lebensmittel-Einzelhandel-Gehilfe hinter sich. Knapp vor Beginn der 90er fand er dann tatsächlich eine Stelle in einem staatlichen ‚Kultur‘museum, in welcher er naheliegenderweise recht bald eine Form von Kündigungsschutz genoss. (mag es nun beamtetentum/ oder VB gewesen sein…). Dort gefiel es ihm erstmals so richtig gut. Es war statisch, er musste nicht reisen. Es gab wenige besucher, das war stressfrei. Einmal konnte er dort sogar in der A/V abteilung alte super-acht-familyfilme auf digital überspielen. Soviel zeit war da.
Dann kam die neue chefin an, die frau P. Sie hat ihm sofort das leben verdammt schwer gemacht. Kein zweifel, sie wollte den hartmut raushaben. Er ließ sich das nicht bieten und ging dann auch, war grade mal mitte/ende 40. in einer zeit des arbeitskräfte-überflusses konnte er nun nichtmal in einem büro was finden; trotz handelsschul-abschluss. Mit dem alter nahm ihn keiner mehr, und schon garnicht als mann (im büro). Das ams steckte ihn nach den nuller-jahren etwa in einen website-programmier-kurs. Hartmut hatte nicht die gerätschaften, das zu üben. Auch das hirn war dafür einfach nicht frei. Man macht aus einem gemächlichen ‚alten‘ mann keinen spritzigen PC-nerd.
Wir wissen nicht viel über hartmuts verbleib bis zum erreichen der korridorpension. Er hat es einfach nie verkraftet, vorübergehend endlich mal kündigungsgeschützt angekommen zu sein und dann wegen einer hantigen zange (die eh nur 5 J das regiment führte) dermaßen die grundfesten seiner existenz verloren zu haben. Hat er im kulturmuseum zu früh ‚aufgegeben‘?
alle episoden aus dem leben arbeitsuchender findet die geneigte leserschaft unter https://koffiemok.antville.org/topics/rene