Übung 2, "nebeneinander", Abschließende Anmerkungen
Zunächst vielen dank an cheridwen und wölfin für die tollen Übungsbeiträge. Naturgemäß seid ihr beide großteils meilenweit über mein "Ziel" der experimentellen Aufrollung von Informationsverlustvariationen hinweggebraust, aber das ist natürlich kein Nachteil. Wie ihr gesehen habt, ist Information in Bildern oft zwar massenhaft vorhanden, das muss aber nicht immer in einer Collage ein Vorteil sein. Durch Definition dessen, was an Information fehlen soll, tragen wir entscheidend zum eigentlich Sinn der endgültigen Collage bei.
--> Es gibt Fälle, wo der Informationsverlust gar nicht vorhanden ist bzw. keine Rolle spielt (Beispiele dafür kamen von cheridwen: Wenn das Bild a weit größer ist als bild b. Möglich ist auch, dass die Information in bild a sequentiell ist, also ein Muster, wo beliebige Ausschnitte schon die gesamte Information beinhalten (ja, genau wie bei einem Fraktal) und Bild b davon nichts abziehen kann. Im extremsten Fall berühren sich bild a und bild b in einem oder gar keinem Punkt: informationsverlust absolut 0,000. Möglich ist auch, dass Bild a und bild b ident sind. Dann ergibt sich eine "Informationswiederholung" trotz theoretischem Informationsverlust).
--> Der Informationsverlust kann - diametral dazu, auch 100% betragen: wenn bild a bild b völlig abdeckt.
--> In allen anderen Fällenist wichtig, dass genau entschieden wird, wie der Informationsverlust des teilweise beschnittenen Bildes die Wirkung der Collage steigern kann. In wölfins beispiel mit dem panzer ist das gut zu sehen: das teilweise fehlen von elementen des autos, welches vom panzerbild bedeckt wird, hebt den rätselcharakter sehr an und macht das bild dadurch interessanter, weil der betrachter mitmachen und mitdenken muss. alles, was der betrachter in einem bild (aus instinktiven gründen) tut bzw. tun muss, hebt die wirkung (und die dauer, die der betrachter das bild betrachtet, und damit (meist) die qualität). möglich ist: ...dass die information im zweiten bild weitergeht (wölfins beispiel 2 von heute) und der informationsverlust damit kompensiert wird ...dass die information ohnehin störend war
weiterführende info: der österreichische maler arnulf rainer hat in seinen frühen (foto-)übermalungen das thema der informations-/ausdruckssteigerung durch wegnahme von überflüssiger information eindrucksvoll demonstriert, z.b. in seiner "totenmaskenserie". meist ist ein foto in punkto ausdrucksintensität weit hinter auch der einfachsten strichzeichnung. eine teilweise gestische abdeckung von den ausdruck abschwächenden bereichen kann den emotionalen output der verbleibenden bildbereiche enorm heben. gleiches gilt natürlich auch für collagen: "ganze" bilder nehmen uns in der collage raum weg: für eigenes.der themenbereich "informationsverlust" ist nicht wirklich weit ausbaubar. es ist eine theoretische grundlage, mehr nicht. in der einen oder anderen form wird sie uns immer wieder begegnen, es war wichtig, sie einmal als "solothema" anzusehen, ich danke für die aufmerksamkeit.
übung nr. 3 kommt bald, und ist weitaus vielfältiger, wenngleich ebenso simpel im grundthema. für heute entschuldige ich mich wegen kopfschmerzen. schönen abend noch.
homework 2 (3) by cheridwen
Folgende Spielerei und meine zugehörigen Überlegungen gehen vermutlich schon einen Schritt zu weit und über die Aufgabe 2 hinaus, weil's eigentlich schon ins Inhaltliche geht. Aber jetzt hab' ich so lang damit herumgewurstelt, dass ich's trotzdem posten möchte:
Mir ist bewusst geworden, dass, je nachdem wo und in welchem Ausmaß man Informationen wegnimmt, plötzlich ein inhaltlicher Zusammenhang zwischen zwei Bildern entsteht. So scheint in Bild 1 die Ente auf der Dose zu stehen, in Bild 2 sich (neugierig) der Dose zuzuwenden, in Bild 3 geht sie (desinteressiert) von der Dose weg, in Bild 4 scheint sie in der Dose zu stecken und in Bild 5 versteckt sie sich hinter der Dose.
Wenn man die Bilder anders überlappen ließe - d.h. etwas mehr oder weniger oder an einer anderen Stelle Information wegnehmen oder übriglassen würde, ergäbe sich inhaltlich "sinnlose" Bilder.
Dies sei an Bild 1 demonstriert:
Wenn man das Entenbild nur ein Stückchen hinunter verschiebt, d.h. in diesem Fall vom Dosenbild mehr Information wegnimmt, dann ist der Eindruck, die Ente stünde auf der Dose kaum bis nicht mehr vorhanden...
homework 2 (2) by cheridwen
Gut, gut, der Meister meinte, dass wir zu kompliziert denken und dass wir nicht vergessen sollten, dass es bei dieser Übung um Information und Informationsverlust geht... Deshalb heute mal eine etwas trivialere Überlegung:
Kleines Bild auf größerem - eigentlich egal, wohin platziert - gibt praktisch keinen relevanten Informationsverlust, spart aber Platz. Umgekehrt wäre es ziemlich sinnlos, ein größeres Bild komplett über ein kleineres zu legen, da man letzteres ja dann nicht sieht (= kompletter Informationsverlust).