Sunday, 10. October 2004

Übung Nr. 3: "Zueinander"

wenn die übung nr.2 karg war und sich nach ein paar theoretisch-praktischen experimenten erschöpfte, so ist die übung nr.3, wenngleich das setting ganz ähnlich ist, das pralle leben, die schiere lust und erschöpft sich niemals, ja öffnet uns endlich das tor zu dem was collagen "eigentlich" sind und worum es beim collagieren im grunde geht.

das minimum an collage bedeutet die kombination von zwei bildern die eigentlich, als die urheber der bilder sie schufen, nicht füreinander bestimmt waren. mindestens zwei bilder gehen also miteinander eine beziehung ein und wirken dadurch aufeinander ein.

in der übung nr.3 wollen wir uns mit nichts anderem als damit beschäftigen, wie 2 (in worten: ZWEI) bilder aufeinander einwirken. die auswahl der bilder kann nach jedem beliebigem prinzip geschehen: zufällig, bewusst, gesteuert, mir ganz egal: wichtig ist mir nur, dass die beobachtungen, die beim zusammentreffen der bilder gemacht werden, dokumentiert werden.

zur theorie der "chemie zwischen bildern" schon vorab: klarerweise gibt es eine große menge von bildern, die zueinander eine enge beziehung haben. in der übung nr. 1 haben wir dafür schon ein beispiel gesehen. es gibt auch bilderpaare, bei welchen die beziehung nur mühsam zu finden ist, bzw.: und jetzt kommts: es gibt keine zwei bilder die zueinander in keinem verhältnis (non sequitur) stehen. der begriff "keine beziehung zueinander" ist zwar theoretisch postulierbar, aber praktisch nicht umsetzbar. der betrachter wird immer eine beziehung herstellen, so bizarr und unerwartet sie auch immer ist. der grund dafür liegt in den ursprünglichen funktionalitäten unserer sinnesorgane, die nicht dafür ausgerichtet sind, teile einer sache als sinnlos und ungeklärt stehenzulassen. in diesem bereich der menschlichen instinkte liegen die größten potentiale der kunst, und nicht nur der bildenden.

die übung besteht also darin, zwei bilder zu kombinieren und die beobachtungen, die aus der kombination entstehen festzuhalten. viel spaß!

beispiel: in diesem beispiel wird das bild eines traktors mit dem bild einer jungen frau kombiniert. mögliche beziehungscodes: tragisch/bedrohung/assoziativ (der traktor als eher brachiale maschine gegen die junge frau gerichtet, vielleicht ist ein unfall passiert?) ländlich (die junge frau als eher vom lande kommende dorfbewohnerin) sozial kontrastierend (traktor: ländlich, tiefe gesellschaftsschicht, junge frau wirkt dagegen eher bürgerlich) kontrast (maschine/mensch) usw. usw.



| david ramirer um 19:26 | |