Wednesday, 6. May 2020

IX) K(arrière)Zentren(?): It Works And Yes We Can.

Im Blog einer unserer Vorläufer-Organisationen wurde der Bericht einer Wienerzeitungs-Redakteurin implizit erwähnt (***.twoday.net/stories/1022673038), das wir hier den noch nicht allzulang rezenten KarriereZentren der Post gegenüberstellen wollen. Es gab für Postler keine arbeit, aber sie waren pragmatisiert. Man hatte die bezahlten, kündigungsgeschützten postler also wo unterzubringen, wo sie zwar durch bloße anwesenheit ihr tagewerk verrichten, dort jedoch keiner unmittelbaren tätigkeit nachgehen. Auch postler, die für ihre arbeit immer mühsam – etwa aus dem burgenland hereinpendeln hatten müssen – wurden dort untergebracht. 2 findigen kollegen gelang es, in ihrer tasche mit seitenteilen das visier einer kleinen kamera unterzubringen. Perfekt positioniert dokumentierte diese kamera den alltäglichen ablauf eines zentrums, wo menschen sich anöden, aber wissen, sie müssen hier ihr gehalt ersitzen. Diese geschichte wurde medial vorübergehend beleuchtet, geriet in vergessenheit, jedoch nicht für uns. Denn 2-3 jahre später berichtet eben jene redakteurin in löblichem ton vom großraum büro, in dem die arbeitslosen ihren tag zu verbringen haben – und die stätte wird sogar namentlich und löblich erwähnt: sie geht implizit aus obigem titel hervor. Prinzipiell handelt es sich bei der unternehmung um einen der im von der taskforcePersonal überlassenen weblog kritisierten personalüberlasser. Personal wird von diesen vermietet, dem mietobjekt wird mit der verheißungsvollen möglichkeit einer späteren anstellung gewunken. Es ist schon vorgekommen, dass tatsächlich leute übernommen wurden: aus der übernehmerfirma wurden sie leider flotter wieder freigesetzt, als deren vertrag mit dem überlasser gelaufen wäre. (anmerkung: die redakteurin spricht davon, dass alternativ zum sitzen im großraumbüro auch einzelcoaching möglich wäre (mit welchem druck, unter welchen umständen, entzieht sich unserer kenntnis)).

Vergleichen wir nun die karrierezentren der post mit dem großraum-überlasser, lässt sich sagen, dass erstere ja finanziell abgesichert waren, sie wussten, was auf sie zukommt, sie mussten im extremfall einfach die pensionierung abwarten oder bedauerlicherweise verfrüht krankheitsbedingt einen ruhestand antreten. Ganz anders jedoch verhält sich stimmung und daraus resultierende gruppendynamik bei den nicht-verliehenen im großraum des überlassers. Sie wissen nicht, wo sie hinkommen. Sie kommen dort gegen ihren willen hin, weil jede weigerung zum ‚nahrungsmittelentzug‘, sprich geld-entzug führt. Sie wissen: auch wenn sie bereits eine erhebliche gesundheitliche beeinträchtigung aufweisen: alles unter 80% amtlich konstatierter behinderung gilt als arbeitsfähig und muss ran. Übers KarriereZentrum gelang es freilich durch 2 wiffe teilnehmer, zu berichten. Das entsetzen war groß. Beim überlasser-großraum, so löblich er auch in der zeitung wegkam, schreit keiner auf denn ‚die verdienens ja‘ - sagen leute, die bis heute nicht der tatsache gewahr wurden, dass es sie – heute noch vielversprechende leistungsträger – jederzeit selbst treffen kann. Die fatalen einzelschicksale um die gesundheitskrise herum, die können davon ein lied singen.

ARRIÈRE
erlaubten wir uns, im titel signifikant hervorzuheben, da es in der übersetzung aus dem französischen: (nach) 'hinten' bedeutet, nach hinten gerichtet. also das gegenteil des vorwärtsstrebens. sind derlei überlasser tatsächlich: dortige trainer raten es einem sogar, diese selbst im lebenslauf anschließend zu verschleiern.
geübte personalisten haben ein auge darauf, ob jemand diesen dolchstoß bereits im beruflichen lebenslauf gezwungenermaßen erlitten hat.



| Solana um 06:27 | |