Thursday, 31. March 2022

49B Hartmut, Museumsaufseher

episode9; Hartmut hatte bis Ende 30 eine wechselvolle Karriere von fahrender Verkäufer der geschützten Werkstätten, bis zum Masseur, aber auch Lebensmittel-Einzelhandel-Gehilfe hinter sich. Knapp vor Beginn der 90er fand er dann tatsächlich eine Stelle in einem staatlichen ‚Kultur‘museum, in welcher er naheliegenderweise recht bald eine Form von Kündigungsschutz genoss. (mag es nun beamtetentum/ oder VB gewesen sein…). Dort gefiel es ihm erstmals so richtig gut. Es war statisch, er musste nicht reisen. Es gab wenige besucher, das war stressfrei. Einmal konnte er dort sogar in der A/V abteilung alte super-acht-familyfilme auf digital überspielen. Soviel zeit war da.

Dann kam die neue chefin an, die frau P. Sie hat ihm sofort das leben verdammt schwer gemacht. Kein zweifel, sie wollte den hartmut raushaben. Er ließ sich das nicht bieten und ging dann auch, war grade mal mitte/ende 40. in einer zeit des arbeitskräfte-überflusses konnte er nun nichtmal in einem büro was finden; trotz handelsschul-abschluss. Mit dem alter nahm ihn keiner mehr, und schon garnicht als mann (im büro). Das ams steckte ihn nach den nuller-jahren etwa in einen website-programmier-kurs. Hartmut hatte nicht die gerätschaften, das zu üben. Auch das hirn war dafür einfach nicht frei. Man macht aus einem gemächlichen ‚alten‘ mann keinen spritzigen PC-nerd.

Wir wissen nicht viel über hartmuts verbleib bis zum erreichen der korridorpension. Er hat es einfach nie verkraftet, vorübergehend endlich mal kündigungsgeschützt angekommen zu sein und dann wegen einer hantigen zange (die eh nur 5 J das regiment führte) dermaßen die grundfesten seiner existenz verloren zu haben. Hat er im kulturmuseum zu früh ‚aufgegeben‘?


alle episoden aus dem leben arbeitsuchender findet die geneigte leserschaft unter https://koffiemok.antville.org/topics/rene


| Solana um 20:02 | |
Monday, 7. March 2022

51iG ÄAÖ dankt für die Enquete

und dass frau L*-R* uns in der Gruppe 3 die notwendige Redezeit für die 7 Punkte eingeräumt hat. Wir haben unsere sieben Punkte anschließend an den grünen und roten NAbg am Podium geschickt. Wir danken - verwundert - der Sprecherin der Blauen; sie hat es fertiggebracht, eindringlich den Unterschied zwischen Sozial- und Transferleistung darzulegen, i.e. Notstandshilfe. Im Anschlusskastl wollen wir außerdem die Punkte anführen, die von Aktive-Arbeitslose und im selben Ausmaß von Amsel als notwendig angeführt worden sind.


übermorgen mittwoch setzen sich die erwerbslosen ini's auf zoom zusammen, um unser ergebnis der enquete zu besprechen. amsel und ältere-arbeitssuchende würden den erhalt der protokolle äußerst zu schätzen wissen.

Einstellen der Bezugssperren

Inflationsausgleich: Wertsicherung

Beibehaltung der Versicherungsleistung Notstandshilfe und deren Verlängerung

zugewiesene mindestentlohnte Transfer-Arbeitsplätze (Stichwort SÖBs) nicht unter Bezugssperren-Erpressung

Bildungsscheck = freie Kurswahl

Mitsprache der Betroffenenselbstorganisationen

Die Erwerbslosen-Anwaltschaft



| Solana um 18:34 | |
Thursday, 17. February 2022

Simon. Oder: Ein Auto in der Wüste.

Simon hat Schriftsetzer gelernt und war jahrzehntelang in der staatlichen Druckerei beschäftigt gewesen. Aufgrund einschneidender familiärer Ereignisse war er gezwungen gewesen, die Stelle aufzugeben, bzw.: er hatte die sichere Stelle dort verloren. Nachdem er sich restabilisiert hat, schult das Ams ihn vor mehreren Jahren auf Offset-Druck im Lichtsatzverfahren um. Als er dann wieder „jobfit“ ist, ist er aber bereits um die 50. Zum Wiedereinstieg in den Beruf wird sein Basis-Tariflohn für ein Jahr kräftig vom Ams gefördert.

In der kleinen privaten Druckerei, der er zugewiesen wird, sind Männer beschäftigt, die seine Söhne sein könnten: teammäßig findet er kaum Anschluss. Sobald die befristete Lohnförderung ausläuft, merkt er, dass man ihm Fehler unterstellt, Termine ohne seine Anwesenheit plant, und ihn auch auf diverse andere Arten ausgrenzt. Er erlebt ein systembedingtes Mobbing. Man erwartet, dass er die Stelle nun freiwillig aufgibt. Tut er nicht: nicht mit 50plus. Also nagt die Ausgrenzung an ihm weiter.

Es erinnert Simon an die Mietautofirma, von der er in den 90-ern einen alten VW lieh, um damit eine Aussteigerreise nach Nordafrika zu wagen. Die gaben ihm einen alten Kübel mit dem subtilen Hinweis, dass dies eh der letzte Verleih des Wagens sei – dass das Auto abgeschrieben ist, und er es ruhig in Nordafrika stehen lassen kann. So kommt sich Simon vor. Ein altes, abgeschriebenes Auto, das man zum Ende der Berufslaufbahn nochmal so richtig ins Grab mobben kann, weil ohnehin davon ausgegangen wird, dass er für keinen nochmaligen Jobwechsel mehr taugt, bzw einen solchen seelisch nimmer durchdruckt. Egal, wann man ihn raushaut – diese Ausgrenzungsstelle ist sein allerletzter Job, und das wissen alle beteiligten. Rechnerisch liegen vor Simon trotzdem noch weit mehr als 10 Jahre bis zur Alterspension.



| Solana um 19:12 | |
Friday, 4. February 2022

49A_Erfahrungsbericht v. Monika; Umschulung.

epi8_Monika - Ende 40, aus St. Pölten - arbeitete als Buchhalterin in einem großen technischen Betrieb, in welchem ein deutscher Raus-schmeiß-Manager (aka HR-Spezialist) angeheuert wurde, um die Personalia umzustrukturieren. Kurzum, dort verlor Monika nach knapp 15 Jahren Zugehörigkeit ihren Job. Das AMS war gerade recht spendabel bei Umschulungen, und da Monikas Schwager hörbehindert ist, kam sie zum Interesse für die Gebärdensprache. Fortan fuhr sie während mehrerer Woche in die nächstgrößere Stadt, in der man selbige lernen konnte. Monika ließ sich umschulen, um in weiterer Folge für Klient_innen mit geistigen/körperlichen Einschränkungen da zu sein.

Sobald die Abschlußprüfung in der Trainerschule abgelegt war, bewarb sich Monika enthusiastisch bei allen in Frage kommenden Anstalten. Da, wo sie ihr nötiges Praktikum abgelegt hatte, schätzte man sie enorm, konnte infolge Institutions-Vorgaben aber nur Leute ab inkl. BA-Abschluss nehmen. Viele dieser Jungen hatten weit weniger Lebenserfahrung und Hands-On Mentalität, als Monika sie mitgebracht hätte. Monika weitete ihre Bewerbungstätigkeiten auf Trainerwesen im Allgemeinen aus. Sie wurde Trainerin in einer Erwachsenen-Fortbildungsstätte: eine, wo man auch (gesunde) AMS-Klienten hinschickt. Eines Tages lief ihr als Klientin die ehemalige Sekretariatskollegin über den Weg. Monika musste nun ihre ältere Ex-Kollegin in den ersten Markt hineincoachen. Da wird ziemlich Druck gemacht, dass gewisse Prozentsätze erfüllt werden. Der Umgang zwischen Monika und ihrer älteren Ex-Kollegin ist bis heute irgendwie betreten und fühlt sich peinlich an.

in ~ 2 wöchigen Abständen bietet koffiemok (IG älterer Arbeitsuchender) Erfahrungsberichte für den Newsletter der ALG-Rauf-Bewegung. Die Berichte basieren auf unseren gesammelten Erfahrungen - seit 2013.



| Solana um 19:23 | |


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